Sie sind die guten Seelen in Ottersweier, denn ein Nein gibt es für sie nicht. Wenn Mitmenschen um Hilfe rufen, stehen sie freiwillig und im Ehrenamt bei Tag und Nacht zur Seite. Die Rede ist von der Freiwilligen Feuerwehr Abteilung Ottersweier, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum feiert.
Es war der 20. November 1921, als sich im Gasthaus Adler in Ottersweier 56 Männer einfanden, um die Freiwillige Feuerwehr Ottersweier offiziell zu gründen. Zum ersten Kommandanten wurde Ferdinand Hasenohr gewählt. Doch die Geschichte einer Feuerwehr in Ottersweier reicht bereits ins vorige Jahrhundert zurück, denn in einem Dokument Anfang des Jahres 1836 ist über die Unterhaltung einer Feuerspritze zu lesen. Zehn Jahre später ordnete das Großherzogliche Bezirksamt Bühl an, dass die Gemeinde Ottersweier zu den bereits vorhandenen Löschgerätschaften noch vier Feuerleitern und vier Feuerhacken, neun Pechpfannen, 100 Feuereimer, 550 Pechkränze und 27 Pechfackeln anschaffen musste. Zur Hilfeleistung in Brandfällen war jede körperlich rüstige Person verpflichtet.
In den vergangenen Jahrzehnten musste sich die Ottersweierer Feuerwehr allen Herausforderungen im Wandel der Gesellschaft und der Technik stellen. Im Jahre 1926 wurde die erste Benzinmotorfeuerspitze angeschafft, was für die freiwilligen Helfer eine enorme körperliche Entlastung bedeutete. 1961 erhielt die Ottersweierer Feuerwehr mit einem Opel Blitz mit 70 PS ihr erstes Löschgruppenfahrzeug, das erste motorisierte Fahrzeug. Es folgte 1973 das erste Tanklöschfahrzeug, ein gewaltiger Fortschritt für die Einsatzabteilung. Heute verfügt die Einsatzabteilung Ottersweier, in der 46 Männer und sechs Frauen über sechs Fahrzeuge aktiv sind, über sechs Fahrzeuge.
„Früher sind wir auch noch mit Block und Stift zum Einsatz, heute geht alles über Funk, damals hatten wir sechs bis acht Einsätze im Jahr, heute sind es durchschnittlich 50 Einsätze“, sagt Bernd Hogg, der von 1991 bis 2013 Abteilungskommandant der Feuerwehr Abteilung Ottersweier war. „Früher wurden wir öffentlich über Sirenen alarmiert und haben bei einem Ökonomiebrand vom Metzger einen Kessel Wurst und Brot bekommen“, so Hogg. Heute würden die Einsatzkräfte für die Bürger stumm über Meldeempfänger alarmiert, die Unfallstelle werde nach dem Einsatz gleich geräumt und niemand sehe am nächsten Tag, was passiert sei. „Wir werden gerufen, wenn nichts mehr normal ist im Leben und versuchen, die Bewohner nicht zu stören“, erklärt Hogg.
Stets bemüht war die Ottersweierer Feuerwehr um ihren Nachwuchs. Als eine der ersten Feuerwehren im Landkreis Rastatt gründete sie im Jahre 1965 die Jugendfeuerwehr, in der heute 20 junge, angehende Floriansjünger aktiv sind. Im Jahre 2015 wurde die Kinderfeuerwehr ins Leben gerufen, in der aktuell 13 Kinder ab sechs Jahren spielerisch an das Thema Feuerwehr herangeführt werden. Die Kinder und Jugendlichen werden gemeinsam für die Abteilung Ottersweier als auch die Abteilung Unzhurst, die im Zuge der Gemeindereform zu Ottersweier kam, zentral in Ottersweier ausgebildet.
Zum 75-jährigen Jubiläum konnte die Feuerwehr Ottersweier vom ausgedienten Feuerwehrgerätehaus in der Laufer Straße ihr neues Domizil in der Hubstraße beziehen. Schlauchreinigung, Atemschutzwesen und Kleiderreinigung sind bei der Freiwilligen Feuerwehr Bühl angesiedelt, mit der gemeinsame Übungen stattfinden. Zur Tagesverfügbarkeit stehen Kräfte in den beiden Abteilungen Ottersweier und Unzhurst parat. Eine gute Zusammenarbeit gebe es auch über die Kreisgrenze hinaus zu den Wehren im Ortenaukreis, betonte der Ottersweierer Gesamtkommandant Stefan Höß. Seit 1990 pflegt die Feuerwehr Ottersweier eine Kameradschaft zur Feuerwehr Krauschwitz in Sachsen, von der Vertreter werden zum Jubiläumsfest kommen werden.

Anne-Rose Gangl
Freie Journalistin