Zum ersten Mal gab es einen „runden Tisch“ der regionalen Landespolitik und den Feuerwehren. Auf Initiative von Thomas Hentschel, Landtagsabgeordneter der Grünen, und Jürgen Segewitz, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes Rastatt, traf man sich Online zu einem ausführlichen Gedankenaustausch. Neben den Abgeordneten Jonas Weber (SPD), Dr. Alexander Becker (CDU), Hans-Peter Behrens (Die Grünen) und Tobias Wald (CDU) nahmen auch Kreisbrandmeister Heiko Schäfer, Stadtverbandsvorsitzender Clemens Schindler aus Baden-Baden, Eckhard Helms vom Kreisverband Karlsruhe und Kommandanten aus dem Landkreis teil.

Zu Beginn betonte Jürgen Segewitz das besondere Ehrenamt Feuerwehr. „Nicht um andere Ehrenämter abzuwerten, aber die Freiwilligen Feuerwehren erfüllen eine gesetzliche Verpflichtung der Kommunen“, so Segewitz. Gleichzeitig betonte er, dass sich die Erwartungshaltung verändert hat. Eine Feuerwehr kostet Geld und eine Staffel (6 Angehörige) kostet eine Million Euro bei einer Berufsfeuerwehr, sagte Eckhard Helms. So spart eine Kommune durch eine Freiwillige Feuerwehr Millionen ein.

Alle fünf Abgeordnete waren sich einig, dass die Feuerwehr eine hohe Wertschätzung genieße „und die Politik in der Verantwortung stehe“, so Hentschel. Günter Dußmann, Kommandant Bühl, erwähnte seine 40-jährige Mitgliedschaft, und dass man dafür eine nichts aussagende Urkunde bekommt. Ist das eine Wertschätzung?

Bei dem Thema Mitgliedergewinnung entstand eine rege Diskussion. „Die Feuerwehr unterliegt auch dem Wandel der Zeit“, so Wald. Ganztagsschulen nehmen die Kinder mehr in Anspruch. Dabei sollte man nach Kooperationen zwischen Schulen und Feuerwehr landesweit sorgen. „Ganztagsschulen überfordern Kinder. Da haben sie abends keine Lust mehr auf weitere Aktivitäten“, so Wald. „Eine Nachmittags- Betreuung ist ehrenamtlich kaum zu bewältigen“, erwähnte Becker. Hierzu sei eine pädagogische Unterstützung notwendig welche finanziell jedoch machbar sein müsste.

Heiko Schäfer meinte, dass es wichtig sei eine Balance zu finden, da sich auch die beruflichen Wege verändert haben. „Die Selbsthilfefähigkeit der Bürger geht verloren. Immer mehr werden wir zu unnötigen Einsätzen gerufen“. Hierzu merkte Schindler an, dass man mehr sensibilisieren muss, dass Freiwillige kommen, die Nachts aus dem Bett gehen und morgens wieder arbeiten müssen.

Auch die Tagesverfügbarkeit war ein großes Anliegen der Feuerwehroberen. Die Arbeitgeber bekommen zwar den Lohnausfall bezahlt, aber die Arbeit bleibt liegen. Auch hierfür muss eine Lösung gesucht werden, so dass es auch für den Arbeitgeber einen besseren Ansporn gibt, Mitarbeiter für den Einsatz freizustellen. „Für einen Arbeitgeber ist es ein Mehrwert Feuerwehrangehörige zu beschäftigen, da diese Teamfähigkeit mitbringen, Verantwortungsbewusst sind und Führungseigenschaften haben, welche sie bei den Feuerwehren in Aus- und Fortbildungen erlernt haben“, sagte Segewitz. Hier kam auch zur Sprache, dass eine Doppelmitgliedschaft, in einem Ort wohnen und in einem anderen arbeiten, sinnvoll ist. „Quereinsteiger sind meist bereits sesshaft, haben Familie und Lebenserfahrung“.

Kenntnisse aus dieser Runde nehmen die einzelnen Abgeordneten mit ihre Ausschüsse und wie Hentschel betonte, war dieses Treffen ein guter Ansatz zur tieferen Zusammenarbeit und zum verbesserten Verständnis. In einem regelmäßigen Rhythmus sollen weitere „Runde Tische“ folgen.

Am Schluss verdeutlichte Segewitz, dass die Feuerwehren eine starke Gemeinschaft sind und das ganze Jahr für ihre Bürger da sind, auch in der Zeit der Pandemie.